2019 wurde der Mieterverein 100 Jahre alt. Der Verein hat eine bewegte Geschichte hinter sich:
Die ersten Anfänge der Mieterbewegung in Bochum liegen zwar weitgehend im Dunkeln. Wann in Bochum zum ersten Mal ein Mieterverein gegründet wurde, ist nicht überliefert. Aber die erste urkundliche Erwähnung des Mietervereins Bochum e.V. liegt bald 100 Jahre zurück. Am 11. Juli 1919 gab sich der junge Verein seine erste Satzung. So steht es unter Nr. 99 im Vereinsregister des Bochumer Amtsgerichts. Die Erkenntnisse über die ersten Jahre sind spärlich, denn die Geschäftsstelle wurde im Krieg ausgebombt und alle Unterlagen gingen verloren.
Auch über die ersten Jahre nach dem Krieg sind die Eintragungen im Vereinsregister heute fast die einzige verlässliche Quelle. Hier mussten sämtliche Satzungsänderungen und personelle Veränderungen im Vorstand gemeldet und registriert werden. Daneben finden sich nur noch einige vergilbte Fotokopien von Briefen aus den ersten Nachkriegsjahren. Immerhin geht daraus hervor, daß bereits am 30. Januar 1946, also nur acht Monate nach Kriegsende, der Antrag auf Fortsetzung der früheren Tätigkeit des Mietervereins an den Oberbürgermeister der Stadt Bochum gestellt wurde. Am 16. Juni fand dann die erste Mitgliederversammlung im Lokal Kestermann in Bochum Linden statt. Im Hinterzimmer dieses Gasthauses hatte der Verein auch zwei Jahre lang sein Büro.
Von da an dauerte es noch über ein Jahr, bis vor nunmehr 52 Jahren die Neugründung des Vereins beschlossen wurde. Am 27. Juli 1947 wurde Heinrich Büsch zum neuen Vorsitzenden des Vereins gewählt; Josef Lohoff, der frühere Vorsitzende wurde sein erster Stellvertreter.
Erstaunlicherweise ist die damalige Höhe des Mitgliederbeitrags überliefert worden. Eine Reichsmark pro Monat hatten die Mitglieder vor der Währungsreform zu entrichten. Wer nachweislich weniger als 250 RM verdiente, war mit 75 Pfennig dabei, und die ganz Armen, deren Einkommen unter 100 RM lag, zahlten gar nur 50 Pfennig; Zahlen, bei denen heute manchem die Tränen kommen mögen.
Eine neue Satzung brauchte der Verein natürlich auch. Sie wurde auf der Generalversammlung am 3. November 1948 beschlossen. Sie erweiterte den Vorstand von drei auf fünf Mitglieder, die auf unbestimmte Zeit gewählt wurden. Hugo Oelmann wurde damals neuer erster Vorsitzender. Ungefähr zur gleichen Zeit zog der Verein in das Vereinszimmer der Witwe Heer in die Rosenstraße 4 in Wattenscheid um, jenes alte Fachwerkhaus, das 1986 unter heftigen Protesten abgerissen wurde. Es musste der »Sanierung« der Wattenscheider Innenstadt weichen.
1949 übersiedelte der Verein dann in die Bochumer City und eröffnete nach einem kurzen »Gastspiel« im Haus der Sparkasse die erste eigene Geschäftsstelle in der Schützenbahn 3-5. Hier konnte endlich ein geregelter Rechtsberatungsbetrieb gewährleistet werden.
Von politischer Interessenvertretung, der ersten Pflicht eines Mietervereins, war dagegen immer weniger zu hören. Auch die demokratische Kontrolle des Vereins durch die Mitglieder wurde nicht besonders groß geschrieben. Nur so ist zu erklären, dass nach April 1964 zehn Jahre lang keine Mitgliederversammlung stattfand.
Im April 1974 wurde dann mit Ernst Schröder, Ludger Meinert, Gerd Jäger, Josef Kalvelage und Lotti Röder ein komplett neuer Vorstand gewählt. Er setzte eine Satzungänderung durch, durch die die Amtszeit des Vorstands wieder auf vier Jahre begrenzt wurde. Allerdings war diesem Vorstand dann auch nur eine kurze Amtszeit beschert.
Am 4. Juni 1982 wurde mit Detlef Steinmeyer, Claus-Otto Deese, Katja Müller, Carl-D.A. Lewerenz und Wolfgang Kiehle ein Vorstand gewählt, bei dem auch die politische Interessenvertretung der Mieter ganz groß geschrieben wird. Seine Mitglieder entstammten dem “grün-alternativen” Spektrum und empfanden den Mieterverein als ein Instrument, mit dem mehr getan werden muß als bloße Rechtsberatung.