Interview zu Auszubildende und Wohnungsmarkt
Das Thema Wohnen für Auszubildende wird angesichts der steigenden Mieten in Bochum wichtiger. Die DGB Jugend Ruhr-Mark hat sich damit intensiv beschäftigt und fordert daher ein Auszubildenden Wohnheim. Wir haben dazu Christoph Pottmeyer, dem regionalen Jugendbildungsreferenten interviewt.
Mieterverein Bochum: Wie ist die Situation für Auszubildende auf dem Wohnungsmarkt?
Christopher Pottmeyer: Die Situation für Auszubildende auf dem Wohnungsmarkt ist denkbar schlecht. Zwei wesentliche Faktoren spielen hierbei eine Rolle:
Die persönliche Situation der Auszubildenden:
- Geringe finanzielle Mittel: Auszubildende leben oft unterhalb der Armutsgrenze, was ein eigenständiges Leben erschwert.
- Unsichere berufliche Zukunft: Viele Auszubildende haben keine Übernahmegarantie und wissen nicht, wie es nach der Ausbildung weitergeht.
- Unattraktivität für Vermieter: Diese Faktoren machen Auszubildende für Vermieter unattraktiv.
Die Marktsituation:
- Generell wenig Wohnraum: Es gibt generell ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum.
- Hohe Kautionen: Vermieter verlangen oft drei Monatskaltmieten als Kaution.
- Hohe Nebenkosten: Neben den hohen Mieten kommen auch noch Heiz-, Wasser-, Strom- und Internetkosten hinzu.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Situation für Auszubildende auf dem Wohnungsmarkt sehr schwierig ist.
MV: Was sind eure Forderungen?
CP: Unsere Forderungen umfassen verschiedene Punkte, die die Wohnsituation von Auszubildenden verbessern sollen:
Offener Zugang: Das Wohnheim sollte nicht nur für duale Auszubildende, sondern auch für dual Studierende und vollzeitschulische Auszubildende offen sein.
- Angemessene Wohnstandards: Alle Bewohner*innen sollten ein eigenes Zimmer mit Küche und Bad haben. Außerdem sollten gemeinschaftlich genutzte Räume vorhanden sein. Die Grundausstattung sollte ein Bett, Stauraum, Schreibtisch und Ähnliches umfassen.
- Bezahlbare Mieten: Die Miete sollte nicht mehr als ein Viertel des Einkommens betragen.
- Ansprechpartner vor Ort: Es sollten Ansprechpartner*innen für die Auszubildenden vor Ort geben, insbesondere für Minderjährige.
- Mitbestimmung: Die Auszubildenden sollten sich an der Gestaltung des Wohnheims beteiligen können.
MV: Was ist ein Azubi-Wohnheim? Und wie funktioniert es?
CP: Ein Azubi-Wohnheim ähnelt einem Studentenwohnheim. Es bietet kleine Apartments mit eigenem Bad und Kochbereich sowie Gemeinschaftsräume wie Küche, Wohnzimmer, Lernräume, Waschküche, Trockenraum und Kellerabteil.
MV: Gibt es schon konkrete Beispiele für solche Wohnheime?
CP:Ja, ein konkretes Beispiel ist das Azubi-Wohnheim in München. Dieses wurde 2019 von der DGB-Jugend und verschiedenen Parteijugenden initiiert. Bis 2026 sollen dort 1000 Wohneinheiten für Auszubildende zur Verfügung stehen.
MV: Wie weit seid ihr damit in Bochum?
CP: In Bochum haben wir bereits ein Konzept erstellt, 59 Organisationen als Unterstützer*innen gewonnen und Gespräche mit den Grünen und der SPD im Rat der Stadt aufgenommen. Im Juli sind wir mit einer Delegation von SPD und Grünen das Azubi-Wohnheim in München besuchen gewesen und werden jetzt im Rat der Stadt Bochum gemeinsam mit ihnen weitere Schritte planen.
MV: Wie geht es weiter?
CP: Im nächsten Schritt werden wir mit weiteren Parteivertreter*innen sprechen und auch auf verschiedene große Arbeitgeber in Bochum zugehen um sie als Unterstützer*innen zu gewinnen. Auch wollen wir möglichst viel Einfluss auf die Parteiprogramme für die Kommunalwahl ´25 nehmen und dort das Azubiwohnheim platzieren.
MV: Wie können Menschen euch unterstützen?
CP: Unterstützung ist in vielfältiger Form möglich:
- Das Thema verbreiten: Je mehr Menschen über das Azubi-Wohnheim wissen, desto besser. Unterstützer*in werden: Als Unterstützer*in kann man aktiv zur Umsetzung des Projekts beitragen.
- Uns einladen: Wir stellen euch das Projekt gerne vor und schauen wie eurer Verein oder Arbeitgeber das Projekt aktiv unterstützen kann.
- Gemeinsam können wir einen echten Mehrwert für Auszubildende und die Ausbildung schaffen!