Wohnkostenbelastung steigt und steigt
Die Belastung der Haushalte mit Wohnkosten steigt immer stärker. Inzwischen ist jeder dritte Haushalt finanziell überfordert. Das ergibt eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag des Deutschen Mieterbunds (DMB).
„Bereits jetzt sind über sieben Millionen Haushalte mit ihren Wohnkosten überlastet, das ist jeder dritte Mieterhaushalt. Unsere neuesten Erkenntnisse über die derzeitige Wohnkostenbelastung der Mieterinnen und Mieter sind für die aktuelle Diskussion über die sozialgerechte Verteilung der Kosten für den Heizungsaustausch enorm wichtig“, erklärt der Präsident des DMB, Lukas Siebenkotten, während der heutigen Pressekonferenz des Deutschen Mieterbundes. Grundlage sind aktuelle Zahlen des Öko-Instituts zur Mietsituation von Haushalten in Deutschland, insbesondere zur Entwicklung der Wohn- und Energiekostenbelastung von Mietenden, die im Rahmen einer vom DMB beauftragten Studie heute veröffentlicht werden. Laut Studie müssen 3,1 Millionen mietende Haushalte für ihre Kaltmiete inklusive Heizkosten mehr als 40 Prozent ihres Einkommens ausgeben und gelten damit als besonders belastet. Weitere 4,3 Millionen Mieterhaushalte zahlen zwischen 30 und 40 Prozent ihres Einkommens für ihre Warmmiete, so dass insgesamt über 7 Millionen Haushalte – und damit jeder dritte Mieterhaushalt – in Deutschland durch Wohnkosten überlastet sind. „Das sind alarmierende Zahlen, die selbst den Letzten wachrütteln sollten. Es ist erfreulich, dass die Ampel die Mehrbelastung der Mieterinnen und Mieter dem Vernehmen nach zumindest beim Heizungsaustausch reduzieren will. Das reicht aber nicht – die versprochenen Mietrechtsreformen aus dem Koalitionsvertrag müssen jetzt endlich umgesetzt werden. Es bleibt abzuwarten, ob der Bundesjustizminister auch in weiteren, zentralen Bereichen des Mieterschutzes – insbesondere bei den Themen Umgehung der Mietpreisbremse, Mieterhöhung, Mietwucher, Schonfristzahlung und Indexmiete – seine Blockade aufgibt und endlich die so dringenden Reformen auf den Weg bringt. Wie bitter nötig das ist, zeigen die Ergebnisse der Studie“, so Siebenkotten.
Nach Angaben des Deutschen Mieterbundes gehört die Hälfte der 21 Millionen Mieterhaushalte in Deutschland zu den drei untersten Einkommensklassen. Mietende in diesen Einkommensklassen haben durchschnittlich 1.709 Euro pro Monat zur Verfügung. Im Jahr 2021 mussten Mieterinnen und Mieter laut Deutschem Mieterbund bereits 772 Euro pro Jahr bzw. 64 Euro pro Monat für Wärmeenergie ausgeben. Innerhalb eines Jahres, von 2021 bis 2022, haben sich die Ausgaben für das Heizen verdoppelt und lagen bei 1.477 Euro pro Jahr bzw. 123 pro Monat. Mieterhaushalte heizen überwiegend fossil, insbesondere mit Gas (52 Prozent) und Heizöl (18 Prozent) und Fernwärme (19 Prozent). „Gerade Haushalte, die in älteren, ineffizienten sowie fossil beheizten Gebäuden wohnen, sind viel stärker durch hohe Energiekosten belastet. Hinzu kommen die immer weiter ansteigenden Mieten und die dauerhafte Umlage der Sanierungskosten auf Mietende – das ist für die Mehrheit der Mieterinnen und Mieter nicht mehr leistbar“, erklärt die Bundesdirektorin des Deutschen Mieterbundes, Dr. Melanie Weber-Moritz. Zwar können energetische Sanierungen den Energieverbrauch und die Heizkostenbelastung prinzipiell reduzieren, aufgrund der Mieterhöhung infolge der Modernisierungsumlage kommt es aber laut Deutschem Mieterbund in der Regel zu einer deutlichen Steigerung der Warmmiete. „Teilweise wurden unsere Forderungen im Rahmen der Reform des Heizungsgesetzes aufgegriffen, das ist erfreulich. Jetzt muss noch die Absenkung der Modernisierungsumlage folgen und die derzeitige maximale Kappungsgrenze von 3 Euro pro Quadratmeter und Monat halbiert werden. Dann hätten wir wirklich eine sozialverträgliche Wärmewende, mit der Warmmietenneutralität erreicht würde“, so Weber-Moritz.