Vonovia übernimmt Deutsche Wohnen im zweiten Anlauf
Das größte, börsennotierte Wohnungsunternehmen Deutschlands, die Bochumer Vonovia, hat nun, nachdem im ersten Anlauf eine Fusion gescheitert war, die Deutsche Wohnen übernommen. Damit ist eine Wohnungsriesin mit über einer halben Million Wohnungen entstanden. Auch wenn die DW in NRW nur verhältnismäßig kleine Bestände hat, rechnet der Deutsche Mieterbund NRW mit einer Zunahme der Probleme und fordert ein ernsthaftes und verbindliches Bekenntnis zum Mieterschutz.
„Anstatt durch halsbrecherische Börsenaktionen und überzogene Dividendenzahlungen nur kurzfristig die Aktionäre zu bedienen, sollte Vonovia ihrer Verantwortung als größter Wohnungsanbieter in Deutschland gerecht werden und ihren Beitrag zur Lösung der Wohnungskrise leisten“, sagt Hans-Jochem Witzke, der Vorsitzende des Deutschen Mieterbundes NRW.
Zwar behauptet Vonovia immer wieder, auch das Wohl ihrer Mieterinnen und Mieter im Blick zu haben, jedoch erweisen sich viele der Versprechungen des Konzerns als unzureichend und täuschend: So wurden, gemeinsam mit anderen Wohnungskonzernen, „Leitlinien“ dazu aufgestellt, wann bei Modernisierungen eine Mieterhöhung aufgrund eines Härtefalles reduziert werden kann. Diese stellen sich aber als viel zu unverbindlich heraus, zudem gehen die Unternehmen von unpassenden Einkommensgrenzen aus. Außerdem bleibt die Selbstverpflichtung teilweise sogar hinter dem gesetzlichen Minimum zurück.
Auch die sonstige Konzernpolitik bei Mieterhöhungen ist geprägt von Nebelkerzen in der Kommunikation: So brüstet man sich mit einer Begrenzung der „regulären“ Mieterhöhungen auf 1 Prozent. Im Durchschnitt! Obwohl in vielen Fällen die beiden Unternehmen schon länger mehr Miete verlangen als die örtlichen Mietspiegel hergeben und regulär gar keine Möglichkeiten für weitere Mieterhöhungen haben. Aber da es sich um einen Durchschnittswert handelt, sind deutlich höhere Mieterhöhungen im Einzelfall weiterhin möglich.
Schon jetzt hat die Vonovia die Nähe zu den Mieterinnen und Mietern verloren und hat oft zu wenig Personal vor Ort, das die Bestände kennt. Das hastige Wachstum macht die Integration immer neuer Unternehmen und Bestände immer schwieriger. Erst recht, wenn man Synergien erzielen und Kosten senken, sprich Personal abbauen, will. Mit der Fusion ist der Immobilienriese noch undurchschaubarer, komplexer und marktmächtiger geworden.