Interview zu Auszubildende und Wohnungsmarkt

©SarahLentz

Das Thema Wohnen für Auszubildende wird angesichts der steigenden Mieten in Bochum wichtiger. Die DGB Jugend Ruhr-Mark hat sich damit intensiv beschäftigt und fordert daher ein Auszubildenden Wohnheim. Wir haben dazu Christoph Pottmeyer, dem regionalen Jugendbildungsreferenten interviewt.

Mieterverein Bochum: Wie ist die Situation für Auszubildende auf dem Wohnungsmarkt?

Christopher Pottmeyer: Die Situation für Auszubildende auf dem Wohnungsmarkt ist denkbar schlecht. Zwei wesentliche Faktoren spielen hierbei eine Rolle:

Die persönliche Situation der Auszubildenden:

  • Geringe finanzielle Mittel: Auszubildende leben oft unterhalb der Armutsgrenze, was ein eigenständiges Leben erschwert.
  • Unsichere berufliche Zukunft: Viele Auszubildende haben keine Übernahmegarantie und wissen nicht, wie es nach der Ausbildung weitergeht.
  • Unattraktivität für Vermieter: Diese Faktoren machen Auszubildende für Vermieter unattraktiv.


Die Marktsituation:

  • Generell wenig Wohnraum: Es gibt generell ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum.
  • Hohe Kautionen: Vermieter verlangen oft drei Monatskaltmieten als Kaution.
  • Hohe Nebenkosten: Neben den hohen Mieten kommen auch noch Heiz-, Wasser-, Strom- und Internetkosten hinzu.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Situation für Auszubildende auf dem Wohnungsmarkt sehr schwierig ist.

MV: Was sind eure Forderungen?

CP: Unsere Forderungen umfassen verschiedene Punkte, die die Wohnsituation von Auszubildenden verbessern sollen:

Offener Zugang: Das Wohnheim sollte nicht nur für duale Auszubildende, sondern auch für dual Studierende und vollzeitschulische Auszubildende offen sein.

  • Angemessene Wohnstandards: Alle Bewohner*innen sollten ein eigenes Zimmer mit Küche und Bad haben. Außerdem sollten gemeinschaftlich genutzte Räume vorhanden sein. Die Grundausstattung sollte ein Bett, Stauraum, Schreibtisch und Ähnliches umfassen.
  • Bezahlbare Mieten: Die Miete sollte nicht mehr als ein Viertel des Einkommens betragen.
  • Ansprechpartner vor Ort: Es sollten Ansprechpartner*innen für die Auszubildenden vor Ort geben, insbesondere für Minderjährige.
  • Mitbestimmung: Die Auszubildenden sollten sich an der Gestaltung des Wohnheims beteiligen können.

 

MV: Was ist ein Azubi-Wohnheim? Und wie funktioniert es?

CP: Ein Azubi-Wohnheim ähnelt einem Studentenwohnheim. Es bietet kleine Apartments mit eigenem Bad und Kochbereich sowie Gemeinschaftsräume wie Küche, Wohnzimmer, Lernräume, Waschküche, Trockenraum und Kellerabteil.

MV: Gibt es schon konkrete Beispiele für solche Wohnheime?

CP:Ja, ein konkretes Beispiel ist das Azubi-Wohnheim in München. Dieses wurde 2019 von der DGB-Jugend und verschiedenen Parteijugenden initiiert. Bis 2026 sollen dort 1000 Wohneinheiten für Auszubildende zur Verfügung stehen.

MV: Wie weit seid ihr damit in Bochum?

CP: In Bochum haben wir bereits ein Konzept erstellt, 59 Organisationen als Unterstützer*innen gewonnen und Gespräche mit den Grünen und der SPD im Rat der Stadt aufgenommen. Im Juli sind wir mit einer Delegation von SPD und Grünen das Azubi-Wohnheim in München besuchen gewesen und werden jetzt im Rat der Stadt Bochum gemeinsam mit ihnen weitere Schritte planen.

MV: Wie geht es weiter?

CP: Im nächsten Schritt werden wir mit weiteren Parteivertreter*innen sprechen und auch auf verschiedene große Arbeitgeber in Bochum zugehen um sie als Unterstützer*innen zu gewinnen. Auch wollen wir möglichst viel Einfluss auf die Parteiprogramme für die Kommunalwahl ´25 nehmen und dort das Azubiwohnheim platzieren.

MV: Wie können Menschen euch unterstützen?

CP: Unterstützung ist in vielfältiger Form möglich:

  • Das Thema verbreiten: Je mehr Menschen über das Azubi-Wohnheim wissen, desto besser. Unterstützer*in werden: Als Unterstützer*in kann man aktiv zur Umsetzung des Projekts beitragen.
  • Uns einladen: Wir stellen euch das Projekt gerne vor und schauen wie eurer Verein oder Arbeitgeber das Projekt aktiv unterstützen kann.
  • Gemeinsam können wir einen echten Mehrwert für Auszubildende und die Ausbildung schaffen!