Eklatanter Mangel an preiswertem Wohnraum auch in Bochum
Ganz Deutschland spricht über die gestern vorgestellte Studie des Pestel-Instituts „Bauen und Wohnen 2024 in Deutschland“ und die Forderung des Bündnisses „Soziales Wohnen“ nach einem Sondervermögen in Höhe von 50 Mrd. Euro für den Wohnungsbau und ein Sofortprogramm für den Bau von mindestens 900.000 Sozialwohnungen. Das Problem ist auch in Bochum virulent.
Als der Rat Ende 2017 das „Handlungskonzept Wohnen“ beschloss, ging man davon aus, dass in Bochum jährlich 180 Wohnungen aus der Sozialbindung fallen. Mit dem beschlossenen Neubau von 200 Wohnungen jährlich glaubte man, den weiteren Schwund stoppen zu können. Heute, sechs Jahre später, ist klar, dass dies Konzept gescheitert ist. Nur knapp 70 neue Sozialwohnungen wurden im Schnitt pro Jahr errichtet, dafür fielen durchschnittlich über 400 aus der Bindung.
2024 gibt es in Bochum weniger Sozialwohnungen als je zuvor. Es sind inzwischen weniger als 12.000 und damit nur noch 6 Prozent des gesamten Wohnungsmarkts. Zum Vergleich: Ungefähr 50 % aller Haushalte sind von Einkommen her berechtigt, eine Sozialwohnung zu beziehen. Das heißt, dass rein rechnerisch nur für jeden achten berechtigten Haushalt auch eine Sozialwohnung zur Verfügung steht.
Aber auch dies ist Theorie. Denn seit 2006 die Fehlbelegungsabgabe in NRW abgeschafft wurde, überprüft niemand mehr die Einkommen der Haushalte, die in Sozialwohnungen leben. Es weiß also niemand, wie viele dieser 12.000 Sozialmieter zwar beim Einzug wohnberechtigt waren, heute aber ein viel höheres Einkommen erzielen.
Nach Ansicht des Mietervereins ist der soziale Wohnungsbau aber auch nur bedingt geeignet, den Mangel an preiswertem Wohnraum zu beheben. Geschäftsführer Michael Wenzel: „Sozialbindungen sind immer befristet. Nach Rückzahlung der Darlehen sind die Wohnungen freifinanzierten gleichgestellt und die Mieten steigen. Besser helfen würden dauerhaft preisgebundene Wohnungen, wie sie die ja eigentlich im Koalitionsvertrag beschlossene neue Wohnungsgemeinnützigkeit schaffen würde. Leider warten wir bisher vergeblich auf die Umsetzung.“